Anfang der zweiten Saisonhälfte stand direkt ein Höhepunkt ins Haus. Die Challenge Prague. Und sie versprach, was ein Höhepunkt mit sich bringen soll. Allerdings leider nicht nur Positives.
Da der Wettkampf am Samstag stattfand, ging die Reise ins wunderschöne Prag am Freitagmorgen um 5 Uhr los. Angekommen wurde sofort im Hotel eingecheckt, eine Kleinigkeit gegessen und die Startunterlagen abgeholt. Ein kurzer Check der Wechselzone und des Schwimmaustiegs gefolgt von einem kurzen 5 km Lauf, um die Beine zu lockern. Zurück im Hotel, die Wechselbeutel packen, Rad und Trinkflaschen präparieren und noch etwas die Beine hochlegen.
Dann war es soweit, um 12 Uhr fiel der Startschuss in der 16 Grad kalten Moldau. Für mich ungewohnt, hatte ich ein paar kleinere Hakeleien am Start und fand erst nach ca. 300-400 m in meinen Rhythmus. Überrascht war ich, als ich nach dem Schwimmen auf meine Uhr sah und dort 22:53 Minuten stand. Nachher wusste ich, dass die Schwimmstrecke wohl ca. 150 Meter kürzer war, aber dennoch war ich mit der Zeit sehr zufrieden. Durch die Hakeleien am Anfang wusste ich nicht, auf welcher Platzierung ich aus dem Wasser gekommen war. 8 Minuten vor uns waren die Männerprofis und 3 Minuten vor uns die Frauenprofis gestartet. Somit war es im Wasser ziemlich unübersichtlich.Schnell den Neo aus und in die knapp 800 Meter lange Wechselzone inklusive Treppenstufen auf die Brücke über die Moldau.
Auf dem Rad ging es über einen kleine Straße auf die Radrunde, die zweimal gefahren werden musste. Der Wind hatte etwas aufgefrischt und es waren mittlerweile an die 30 Grad. Vom Gefühl her etwas unzufrieden machte ich mich auf die für mich eher ungewöhnliche Verfolgungsjagt beim Radfahren. Hier wiederum ging es ab dem 1. Kilometer richtig gut. Nach knapp 20 Kilometer bildete sich eine fünfköpfige Gruppe, welche gemäß den Regeln im 10 Meter Abstand zusammen fuhr. Nach knapp 30 Kilometern folgte ein ca. 2 Kilometer langer gleichmäßiger Anstieg. Wendepunkt und rasant den Berg bzw. Hügel wieder hinunter und mit Rückenwind in Richtung Prag in die zweite Runde. Als wir die ersten Profis der Frauen und auch der Männer überholten, merkte ich, dass ich richtig gut unterwegs war. Als sich dann am Anfang der zweiten Radrunde plötzlich ein Motorrad des Veranstalters vor mich setzte konnte ich kaum glauben, dass ich das Feld der Agegrouper anführte. Als wir zum zweiten Mal am Berg angekommen waren, war die Spitzengruppe auf vier Fahrer zusammengeschrumpft. Am Berg konnte sich dann ein Fahrer etwa absetzen und einen Vorsprung von 1:30 Minute auf uns drei Verfolger herausfahren.
Als Dritter im Gesamtklassement der Agegrouper in die Wechselzone. Das es richtig gut auf dem Rad war stellte sich später mit der 13. besten Radzeit des Tages hinaus. 2:13:51 Stunden, was ein 40,7er Schnitt war. Nur 9 Profis und 3 Agegroupler waren schneller unterwegs.
Ab auf die Laufstrecke. Mit dem Hochgefühl vom Radfahren und dem Stadionsprecher, der mich ankündigte, ging es auf die ersten Kilometer. Es fühlte sich alles nach einem perfekten Tag an.
Ab Kilometer vier wusste ich, dass es dieser nicht werden würde. Mir wurde plötzlich am ganzen Körper kalt, wohingegen der Kopf zu explodieren drohte. Ich drosselte das Tempo etwas und versuchte den Kopf noch mehr als zuvor zu kühlen. Nach Kilometer neun war es dann nur noch ein Kampf von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. In meinem Kopf kam mehrmals der Gedanke einfach in die schöne, kalte Moldau zu springen. Aber ein DNF kam nicht in Frage. Yvonne van Vlerken, die zweite Dame der Profis, die ich beim Radfahren überholt hatte, überholte mich in der dritten von vier Laufrunden und hatte einen netten Spruch für mich: „Stay behind me! Come on.“ Ich versuchte alles, aber mein Körper wollte einfach nicht mehr. Als nach den längsten 21 Kilometern meiner bisherigen Triathlonkarriere das Ziel kam, war ich einfach nur froh angekommen zu sein. 1:37:26 Stunden. Meine anvisierte Zeit von 1:25:00 Stunden um mehr als 12 Minuten verfehlt.
Mir was es zu diesem Zeitpunkt völlig egal. Wasser, Wasser und noch mehr Wasser. Nach einem kurzen Aufenthalt im Sanitätszelt ging es unter die kalte Dusche. Schnell auschecken und einfach nur ins Hotel und ins Bett. Spätestens da wusste ich, dass ich mir einen ordentlichen Sonnenstich eingefangen hatte. Jegliche Flüssigkeit kam sofort wieder heraus. Weder Licht noch TV konnte mein Gehirn vertragen. Einfach im dunklen Zimmer mit kühlen Handtüchern auf dem Kopf.
Am nächsten Morgen aufgewacht sah die Welt wieder ganz anderes aus. Schnell die Veranstaltungsseite aufgerufen und die Ergebnislisten gecheckt.
Platz 27 im Gesamtklassement. Da hatte ich mit weit schlimmeren gerechnet. Beim zweiten hinschauen habe ich dann erkannt, dass die Profis mit im Gesamtklassement geführt wurden.
Platz 11 im Gesamtklassement ohne Profis in 4:20:23 Stunden. Neue Bestzeit, trotz katastrophalem Einbruch. Nicht auszudenken, wenn man doch die Lüftung am Aerohelm aufgemacht hätte. Dieser Fehler wird mir nie wieder passieren, hoffe ich zumindest 😉
Fazit der Challenge Prag.
Ein wunderschöner Wettkampf mit sehr schönen Strecken. Eine neue Bestzeit beim Radfahren und der Gesamtzeit bei einer Mitteldistanz und die Erkenntnis, dass kleine Fehler eine große Auswirkung haben können.
Trotz alledem kann ich nach zwei Nächten schon wieder nach vorne schauen und freue mich auf die kommenden Wettkämpfe.
Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen Partnern, die mir super schnelles Equipment gestellt haben. Und an den Schuhen lag es ganz bestimmt nicht, dass das Laufen nicht so sein sollte. 😉
Ein besonderer Dank an alle, die mit vor Ort waren und mich auf den letzten zwei Laufrunden so motiviert haben. Und natürlich meiner Familie, die sich dieses Mal leider nach dem Rennen mehr um ich kümmern musste als während des Rennens.